SPOBIS 2018 - ein Fußball Festival?!

Das Who is Who der Sportbusiness-Szene tummelt sich seit Montag wieder auf dem Sponsor’s Festival in Düsseldorf. Dominierendes Thema - wie könnte es anders sein im WM-Jahr ist Fußball! Das Programm ist wie gewohnt gespickt mit großen Namen wie Philipp Lahm, Uli Hoeneß, Reinhard Grindl oder Oliver Bierhoff. Mittendrin waren Frank Vohle und ich, Rebecca Gebler-Branch.

 


 

Neu ist die Aufteilung der Veranstaltung in Exhibition- und Summit-Bereich. Die Exhibition tendiert stark zur Präsentation neuer Technologien für den Sport. Hier haben die Besucher die Möglichkeit, auf Tuchfühlung mit den Produkten von SAP Sports zu gehen, mehr über die Funktionsweise des Audi Intelligence Court zu erfahren oder wie Frank Vohle hier einem e-Sportler beim Gaming über die Schulter zu schauen.

Etwas, das sich nicht verändert hat: Nach wie vor ist das Business vornehmlich männlich dominiert. Das zeigt sich schon bei der Auflistung der SpeakerInnen. Zehn Frauen - im Vergleich zu mehr als 170 männlichen Speakern. Wie kann das sein? Sind es nicht die Frauen, die in die letzten zwei Mal hintereinander die Weltmeisterschaft gewonnen haben?

 

So viel zum Format, nun zum Inhalt ...

Die Bundesliga und ihre Zukunft 

Robert Klein, CCO der Bundesliga International, eröffnete die Veranstaltung. “Football as it’s meant to be” lautet das Motto, unter dem die Internationalisierungsstrategie der Bundesliga läuft. Ich fand sehr spannend in die Geschichte der Liga, das Produkt das daraus entstanden ist und die nun gefassten Internationalisierungspläne einzutauchen. Auch Herrn Klein als Opener für so eine Veranstaltung fand ich sehr gut gewählt denn für mich transportierte er sehr glaubhaft die Botschaft: Bundesliga – Football as it’s meant to be“! Wer mehr dazu erfahren will, kann sich auf der neuen Seite informieren: https://tomorrow.dfl.de

Der optimistische Blick auf die Bundesliga hielt nicht allzu lange an, denn welche Rolle nimmt sie tatsächlich im internationalen Vergleich ein?

Premiere League, La Liga und dann die Bundesliga? Ein heiß diskutiertes Thema auf dem SPOBIS: Müssen wir - oder besser - kann die Bundesliga überhaupt mit den beiden dominierenden Fußball-Ligen mithalten und wenn ja, wie? Heribert Bruchhagen (HSV), der mit Oliver Mintzlaff (RB Leipzig) und Max Eberl (M’Gladbach) auf der Couch sitzt, ist der Meinung, dass das, wie er sich ausdrückte, "schon aus anthropologischen Gründen" nicht möglich ist, da die englische und spanische Sprache für die Zuschauer leichter zugänglich sind. In der Diskussion der drei kommt deutlich heraus, dass insbesondere auch die finanziellen Kräfte die hinter der Englischen und der Spanischen Liga stehen eine große Rolle spielen. Im Vergleich dazu erscheinen mir unsere Bundesligisten fast schon “arme Schlucker” zu sein. Die Frage des Moderators, ob das Transfergeschäft ein neues Geschäftsmodell im Fußball ist, das schamlos ausgenutzt wird, verneint Mintzlaff. Seiner Meinung nach gehört es aber klar zum Geschäft.


Ein paar Stunden vorher hatten sic Uli Hoeneß und Clemens Tönnies ein sanftes Streitgespräch, geliefert. In der Diskussion um die Professionalisierung der Bundesliga kamen die beiden Herrn auf die Dominanz der Premiere League und deren milliardenschweren Einkäufe zu sprechen. Hoeneß bezweifelt, dass die englischen Fans, die seiner Ansicht nach außer Fußball ja wenig Freizeit-Freuden haben, sich diese Praxis noch lange gefallen lassen und stattdessen wieder wirklich spannenden Fußball sehen wollen. Möchte man an dieser Stelle spitzfindig sein, könnte man Parallelen zur Bundesliga ziehen, in der es ja oben im Vergleich zu unten auch nicht sonderlich spannend ist. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Umfrage im Saal wider. Darum sei es Aufgabe der anderen Clubs, so Tönnies, viele professioneller zu werden.


 
 
 
Ist Indien das neue China?

In seinem Vortrag am Vormittag hatte Herr Klein auch den indischen Markt und dessen großes Potential erwähnt. Herr Arunava Chaudhuri, Fußballberater und der Senior Vice President All India Football Federation, Herr Dutta, bestätigten das in ihren Vorträgen. In Indien gehört Fußball, noch länger als in Deutschland, zu den beliebtesten Sportarten. Im vergangenen Jahr richtete das Land die U17 WM mit einem extrem großen und überraschenden Erfolg aus. Die Ticketseiten der FIFA Webseite brachen in Folge des Ansturms mehrfach zusammen. Ein bisher nie dagewesenes Phänomen, so Chaudhuri. Stellt sich nun die Frage, was als Nächstes passiert? Eine Abkehr von China hin zu einem offensichtlich sehr leidenschaftlichen Indischen Fußballmarkt?

 
Hands on - SPOAC inside Session 

Nachmittags hatte ich die Gelegenheit an einer kleinen Session, organisiert von der SPOAC teilzunehmen. Prof. Dr. Sascha Schmidt, akademischer Leiter der SPOAC, nahm sich eine Stunde lang Zeit um 30 Interessierte in die Lern- und Arbeitsweise nach der Case Methode wie sie auch an der Harvard Business School Anwendung findet einzuführen. Auch wir bekamen einen Case, den wir lesen und anschließend gemeinsam diskutieren sollten. Das Klassenraum-Setting und das Thema, aber auch die motivierende Anleitung durch Prof. Schmidt, führten dazu, dass schnell ein reger Austausch stattfand. Am Ende hatten wir noch die Gelegenheit, einen der Akteure aus unserem Case, Oliver Bierhoff, mit in die Diskussion einzubeziehen.

 

Welche Rolle spielt die Aus- und Weiterbildung?

Neben dem Fußball-Business-Talk ging es gegen Abend endlich auch um ein, aus Ghostthinker Sicht, zentral wichtiges Thema: Aus- und Weiterbildung im DFB und wie es hier weitergehen soll. Oliver Bierhoff zeichnet ein klares Bild, wenn er sagt: “Wir wollen den Sport wieder ins Zentrum stellen”. Das ist genau der Kern, der mit der DFB-Akademie stark vorangetrieben werden soll. Alles soll sich unter einem Dach und damit unter einer Gesamtstrategie verbinden. Ziel ist es, denjenigen, die im Feld arbeiten, Instrumente und das Wissen an die Hand zu geben, damit sie besser werden und so die AthletInnen erfolgreicher ausbilden und fördern können. Bierhoff sieht den DFB hier in der Rolle des Servicedienstleisters für seine Mitgliedsverbände.

Insgesamt war der Tag voller sehr interessanter Gespräche und Einblicke in das Fußball-Business und wie seine Zukunft aussehen könnte. Eine wichtige Botschaft die ich für uns Ghostthinker mitnehme: Das Thema Aus- und Weiterbildung gewinnt in der Branche an Bedeutung.